Deutsche Automobilhersteller – Gastbeitrag von Jonathan Neuscheler
Ich bedanke mich für den Kommentar von Jonathan Neuscheler, Moderator der Facebook-Gruppe „Dividendenstrategie„. Die deutsche Automobilindustrie aus Anlegersicht:
Ich möchte noch eine Sache zu den deutschen Automobilherstellern klarstellen:
Ich möchte diesen Unternehmen und noch viel weniger deren hart arbeitenden Mitarbeitern etwas schlechtes zufügen oder sie schlecht reden. Ich bin mir der Bedeutung dieser Branche für unser Land bewusst!
In dieser Gruppe argumentiere ich allerdings nicht aus einer „ich-wünsche-mir-Perspektive“. Hier trete ich als Privatinvestor auf. Ich trete auf mit dem Ziel, mein Vermögen zu erhalten und bestmöglich zu vermehren.
Um dieses Ziel erreichen zu können, muss ich die Situation stets so objektiv wie möglich darlegen. Ich verschaffe mir einen möglichst realistischen Blick der Chancen UND Risiken.
Übrigens ändern sich Kundenbedürfnisse fast nie. In diesem Falle lautet das Bedürfnis: Mobilität. Von A nach B zu bekommen. Aspekte sind: Preis, Sicherheit, Geschwindigkeit, Prestige, Komfort.
Wenn sich nun eine neue Technologie etabliert, die dieses Bedürfnis z.B. günstiger ermöglicht, und die anderen Parameter unverändert bleiben, dann wird sich diese Technologie durchsetzen.
Weil wir Kunden sparen wollen.
Eine neue Technologie bedeutet aber auch: Die Karten werden neu gemischt. Altes Know-How wird wertlos. Und außerdem: Wer früh beginnt, Erfahrungen zu sammeln, hat einen Vorteil. Diesen Vorteil kann Tesla nun abschöpfen. Sie bieten nun ein großes Auto für 35.000$ an, wobei es noch geringere Betriebskosten als konventionelle Autos aufweist.
Ja, E-Autos sind bald billiger als Verbrenner. Spätestens 2020. Die Abgasvorschriften werden immer strenger. Die Motoren und Abgassysteme immer teurer. Eine neue C-Klasse oder einen BMW3er mit 250 PS gibt es bald nicht mehr unter 40.000€. Ein Tesla-Model 3 kostet in D mit MwST bei der aktuellen Umrechnung 35.500€.
Der Preis für Batterien sinkt von Jahr zu Jahr. Er fällt regelrecht zusammen. Daher wird Tesla wie jüngst beim Model S und X geschehen, die Preise für seine Autos senken können.
Jeder, der ein Model 3 gefahren hat, will es danach selbst kaufen. Es gibt einfach keine negativen Feedbacks zu diesem Auto.
Die Tehcnolgieführerschaft der deutschen Hersteller ist also passe. Die Deutsche Post wollte ein bezahlbares Lieferauto, elektrisch. Sie hat Daimler und VW angefragt. Beide waren nicht in der Lage, der deutschen Post 10.000 Autos anzubieten. Also hat sie ein Start-Up gekauft und baut nun profitabel bald 100.000 elektrische Lieferautos im Jahr. Auch für Handwerker, Bäcker usw. Von den „etablierten“ Herstellern ist derzeit nichts zu sehen, außer Studien.
Mir tut es in der Seele weh, diese Diagnose schreiben zu müssen. Ich will ein Deutschland mit Wohlstand und gut bezahlten Arbeitsplätzen in ausreichender Anzahl. Es deutet derzeit vieles auf ein tiefes Tal hin.
Da wir hier echt tolle Menschen haben, kann es gut sein, dass wir uns aus diesem Tal wieder herausarbeiten werden. Ich werde die Situation also weiter ganz genau verfolgen. Sobald ich produktseitig eine wettbewerbsfähige Modellreihe in Serienproduktion erkenne, bin ich hellwach auf dem Kauf-Button.
Bis dahin sehe ich leider keine Katalysatoren in den Aktien der deutschen Hersteller. Zulieferer wie Elring Klinger dürften aktuell spannender sein.
Ach und: Wer gerade Geld verdient, und wer es verbrennt, ist gar nicht mal so klar. Wenn in den nächsten Monaten Milliardenabschreibungen auf Entwicklungen im Diesel-Bereich oder Kartellstrafen folgen, wird schnell gar nichts mehr verdient. Tesla schreibt keine Verluste, sondern investiert in die Zukunft. Sie entwickeln bereits Model 4-8 und finanzieren diese Kosten aus dr geringen Produktion von Model S und X. Sie gehen in Vorleistung, um maximal viel vom Kuchen abzubekommen. Bei amazon feiern viele Anleger dieses Verhalten. Bei Tesla verübeln sie es. Das kann ich nicht nachvollziehen.
In diesem Sinne wünsche ich euch einen schönen Abend. Und möglichst viel Erfolg den deutschen Autobauern. Ich hoffe, dass der Wandel erfolgreich gelingt. Bei allen. Die Risiken, die ich geschildert habe, müssen nicht so heftig eintreffen. Aber alleine die Möglichkeit, dass sie es könnten, hält mich von einem Investment ab. Es gibt unzählige Firmen da draußen, die mein Geld auch gerne annehmen-und kalkulierbarere Risiken haben. Die bekommen derzeit mein Geld.
Und noch was: Danke an alle Menschen, die durch ihre Arbeit in der Automobilindustrie unser Land so erfolgreich gemacht haben! Seht den Wandel als Chance, noch erfolgreicher zu werden.
Gerne bin ich bereit, weitere Gastbeiträge zu veröffentlichen – ungekürzt und unzensiert.
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